Digitalisierung der Armee in drei Stufen

Digitalisierung der Armee in drei Stufen

Nicht nur in der Armee wird aktuell viel über Digitalisierung gesprochen und geschrieben. Die Vision der Gruppe Verteidigung lautet, dass die Armee 2030 agil und digital ist. Unseren Mitarbeitenden erklären wir aber viel zu wenig, was wir mit «Digitalisierung» meinen: Meine Absicht zur Digitalisierung geht über drei Stufen hin zur Nutzung des vollen digitalen Potentials. Es wird klar, dass Digitalisierung mehr als nur «Gadgets» oder IT ist. Digitalisierung ist Business und beginnt ganz oben.

Auf der ersten Stufe geht es darum, bestehende Prozesse zu digitalisieren. Das klingt wenig revolutionär und hätte bereits vor 20 Jahren erledigt sein sollen. Und doch erstaunt es mich immer wieder, wie viel Papier wir einander noch zumuten. Auch wie wenig wir gleichzeitig mit der Digitalisierung das Potential der Prozessoptimierung nutzen. Denn schlechte Prozesse zu digitalisieren, führt zu schlechten digitalen Prozessen. Um die Digitalisierung der Miliz voranzubringen, unterstützt ein Team, welches direkt bei mir angesiedelt ist, die Umsetzung der Ideen aus der Organisation. Dabei sind bereits einige funktionierende Anwendungen in Betrieb. Die erste Stufe macht schon deutlich: Digitalisierung ist nicht IT, sondern Business.

Die zweite Stufe der Digitalisierung bedeutet für mich «Integration». Dieser Schritt ist besonders anspruchsvoll, geht es doch darum, die aus den verteilten digitalisierten Prozessen gewonnenen Informationen zu integrieren und daraus neues Wissen zu gewinnen. Dafür müssen Silos aufgebrochen und horizontal integrierte Plattformen aufgebaut werden. Dieses Wissen generiert einen direkten Mehrwert, denn es gibt uns neue Erkenntnisse über unser Geschäft.

Im militärischen Kontext bedeutet die zweite Stufe die Integration von Sensorinformationen aus allen Operationssphären, also vom Boden, aus der Luft und aus dem Weltall sowie aus dem elektromagnetischen und dem Cyberraum. Mit der Integration gewinnen wir die Informationsüberlegenheit über unseren eigenen Raum.

Diese zweite Stufe macht die Verarbeitung von enormen Datenmengen in kurzer Zeit notwendig. Erst Big Data und Algorithmen, vor allem Mustererkennung mittels künstlicher Intelligenz, lassen uns den relevanten Baum im Informationswald erkennen.

Die dritte Stufe lässt uns mit dem neu gewonnenen Wissen unser Geschäft neu denken. Der Schritt auf diese Stufe ist besonders gross und sie hat eher die Höhe einer vierten Stufe. In militärischen Anwendungen will ich mit dem Wissen über die Möglichkeiten der Gegenseite die eigenen Effektoren rascher und präziser einsetzen können. Genauso will amazon.com Ihnen in Zukunft Bücher zustellen, die Sie sowieso gekauft hätten. Selbstverständlich betätigt in Schweizerischen militärischen Anwendungen immer noch der Mensch den Abzug.

Digitale Technologie entwickelt sich exponentiell und ich teile die Ansicht, dass es sich um eine eigentliche vierte industrielle Revolution handelt. Die Armee muss die Chancen packen und dabei die Risiken so klein als möglich halten. Deshalb schaffen wir mit den neuen Rechenzentren und dem Führungsnetz Schweiz eine robuste und hochsichere Basis für die Digitalisierung. Das neu geschaffene Cyber Fusion Center schützt unser digitales Nervensystem.

Die Digitalisierung ist letztlich eine Kulturfrage. Es erfordert Mut, neue, digitale Wege zu gehen. Fehler müssen möglich sein, um rasch wieder aufzustehen und daraus zu lernen. Mit unserer Milizarmee haben wir potentiell 140’000 Quellen für innovative Ideen. Schaffen wir, Miliz und Militärverwaltung, eine Umgebung, in der wir dieses Potential nutzen können.

Eine Antwort

  1. In Anbetracht der digitalen Möglichkeiten ist diese Absicht unabdingbar um mit zivilen Applikationen und Entscheidungsprozessen Schritt halten zu können.
    Im Detail liegt der Teufel. Es ist unmöglich alle unterschiedlichen Daten so zu strukturieren, dass sie von der Erfassung bis zur Verwendung allen Wünschen und Bedürfnissen gerecht bearbeitet werden können. Denn schon die Bedürfnisse entwickeln sich dynamisch weiter, bevor Applikationen angepasst sind.
    Deshalb braucht es ein «google», das es erlaubt einem Benutzerprofil entsprechende Abfragen zu generieren, die dem Nutzer eine weiter verarbeitbare Antwort liefert, die für eine Entscheidung reicht. Ob es nun Materialbestände, Lageberichte oder ND Informationen sind, durch KI und Profile können Relevanz zur Übersicht beitragen und sollten von Anfang an in der Architektur des Mil WWW berücksichtigt werden.
    Vermutlich denkt jeder, das ist ja selbstverständlich. Aber es zeigt sich immer wieder, wie jeder nur seinen Kompetenzbereich vertritt. Beim bisherigen Militär war es auch so, dass an erarbeiteten Grundgerüsten nicht mehr gerüttelt wurde. zB ist ein SiBericht eine Einschätzung. Diese Einschätzung war sicher bis zur Veröffentlichung gültig, kann aber schon Tage später überholt sein und nicht erst, wenn der neue Bericht erscheint. Die Globalisierung und Vernetzung erfordern ein schnelleres agieren. Somit ist die Kultur «Fehler begehen ok dann beheben» sehr zu begrüssen. denn nur «Trial and Error» erlauben den Fortschritt im notwendigen Tempo.

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